Das Festival begeisterte mehr als 7.700 ZuschauerInnen

3 Juli 2017

Mit einer langen Party nach einem Mitternachtskonzert von PeterLicht endete am frühen Sonntagmorgen, 2. Juli 2017 das diesjährige Impulse Theater Festival. Über zehn Tage hinweg folgten mehr als 7.700 ZuschauerInnen den fast 100 Aufführungen, Performances, Konzerten und Partys, aber auch Gesprächen, Arbeitstreffen und der abschließenden Konferenz. Die Auslastung lag wieder bei über 90% – das 2015 eingeführte Konzept eines Festivals in den Städten Düsseldorf, Köln und Mülheim an der Ruhr mit jährlich wechselnden Schwerpunkten ist aufgegangen.

Auch in der vierten und letzten Festivalausgabe unter der künstlerischen Leitung von Florian Malzacher untersuchte das Festival, wie politische Kunst heute aussehen und handeln kann, in welchem Verhältnis Theater zur Gesellschaft steht und inwieweit nicht nur künstlerische Ergebnisse, sondern auch Arbeitsweisen und Organisationsformen selbst politische Experimente sein können. Unter dem Leitmotiv „Decide or Else“ stand dabei das Thema Entscheidungen in Gesellschaft, Politik und Kunst im Mittelpunkt. 


Festivalzentrum und eine Hauptspielstätte war in diesem Jahr mit Dries Verhoevens „Guilty Landscapes“, „Du gingst fort“ von den Rabtaldirndln, „Who cares?!“ von Swoosh Lieu und drei Monologen von She She Pop, internil und Gintersdorfer/Klaßen die studiobühneköln. Zusätzlich zeigte das Schauspiel Köln im Depot Boris Nikitins „Hamlet“, „Sorry“ von Monster Truck sowie „Five Easy Pieces“ von Milo Rau und CAMPO.
Zudem liefen in der TanzFaktur „Die Erfindung der Gertraud Stock“ des Kollektivs vorschlag:hammer sowie im Kölner Künstler Theater die Kindertheaterproduktion „DA GEFAHR!“ des FUNDUS THEATER.

Richard Lowdon – Gründungsmitglied, Performer und Bühnenbildner der legendären Truppe Forced Entertainment aus Sheffield – verwandelte mit seiner ersten eigenständigen Arbeit „Sideshow“ die Probebühne der studiobühnköln in ein geradezu magisches Zentrum, mit der richtigen Atmosphäre passte es perfekt zum reichhaltigen Festivalprogramm. „Sideshow“ das war ein aus der Zeit gefallener Pub: eine theatrale Installation des Miteinanders, in der Gäste und KünstlerInnen über den gesamten Festivalzeitraum allabendlich zusammenfanden zum Reden, Schweigen, Tanzen, Trinken – für anregende Performances, Konzerte und Diskussionen.


Gerahmt wurden die Einladungen aus dem deutschsprachigen Raum darüber hinaus durch drei weitere internationale Auftragsarbeiten: Den gut besuchten Großen Sendesaal des WDR versetzte die Weltpremiere des Films „Germany Year 2071“ in Spannung und die retrofuturistische Zukunft, die das New Yorker Nature Theater of Oklahoma gemeinsam mit Kölner und Berliner BürgerInnen bei den Drehs 2016 während Impulse und dem Foreign Affairs Festival imaginiert und inszeniert hat.
Einen poetischen und gleichzeitig statistisch klaren Blick auf die Gegenwart gewährte die britische Theatergruppe Stan‘s Cafe auf der großen Bühne des Ringlokschuppen Ruhr. Nur mit Hilfe von Reiskörnern ließen sie eine höchst veränderliche Landschaft enstehen, die über politische und gesellschaftliche Verhältnisse sowie persönliche Schicksale Auskunft gab. Die raumgreifende, theatrale Installation „Of All The People In All The World“ fand entsprechend allein im Rahmen der Extraschicht mehr als 1.500 begeisterte BesucherInnen. Das Projekt war inhaltlich eng verbunden mit der bereits vor zwei Jahren initiierten autonomen Wissensplattform Silent University Ruhr, die auch in diesem Jahr mit Vorträgen und regen Diskussionen fortgesetzt wurde.
In den Räumen von Kunsthalle und Kunstverein Düsseldorf untersuchte die rumänische Choreographin Alexandra Pirici mit ihrer fortlaufenden performativen Aktion „Delicate Instruments of Engagement“ rund dreißig Jahre nach Joseph Beuys’ Tod ikonische Grenzüberschreitungen von Kunst, Popkultur und Politik. Pirici überführte in der eigens für Impulse entwickelten Arbeit ikonische und weniger bekannte Bilder und Ereignisse in eine Mischung aus popkulturellen und politischen Gesten. Wo die Performancekunst üblicherweise Körper als Kunstwerke deklariert, wurden bei ihr Kunstwerke zu Körpern und Bilder zur Wirklichkeit.

Wir danken allen, die am Erfolg der letzten Jahre Anteil hatten, besonders natürlich den beteiligten Künstlern und unserem Publikum – und freuen uns auf die kommenden Ausgaben unter der künstlerischen Leitung von Haiko Pfost, der die Impulse für drei Ausgaben von 2018 – 2020 übernimmt. Seine erste Festivalausgabe findet im Juni 2018 am Hauptspielort Mülheim an der Ruhr sowie in Düsseldorf und Köln statt.

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