Delicate Instruments of Engagement

Alexandra Pirici

Fortlaufende performative Aktion

Rund dreißig Jahre nach Joseph Beuys’ Tod nimmt „Delicate Instruments of Engagement“ seinen Ausgang vom konkreten Erbe der Stadt Düsseldorf als historischem Ort der Grenzüberschreitung von Kunst und Politik und streift in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Ist die heutige Gesellschaft des totalen Spektakels nicht die ultimative Manifestation von Beuys’ Konzept der sozialen Skulptur und der Welt als Gesamtkunstwerk? Wenn neue Informationstechnologien Realität in inszenierte Performances verwandeln, können dann Theater und Kunst noch dazu beitragen, das Reale zu enthüllen und den Boden für neue Narrationen zu bereiten?
Alexandra Pirici überführt ikonische ebenso wie weniger bekannte Bilder und Ereignisse in eine Mischung aus popkulturellen und politischen Gesten. Die Fernsehübertragung von Ceaușescus Hinrichtung nach der rumänischen Revolution und Pussy Riots Punk-Gebet in der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale vermengen sich mit Melania Trumps und Michelle Obamas zum Verwechseln ähnlichen Ansprachen, Joseph Beuys’ japanischer Whisky-Werbung, die ihm half, seine „7000 Eichen“ für die documenta zu finanzieren, und der letzten Rede von Salvador Allende vor seinem Tod während des von den USA unterstützten Coups in Chile.
Die rumänische Choreografin Alexandra Pirici ist seit ihrer Bespielung des rumänischen Pavillons bei der Venedig-Biennale 2013 (mit Manuel Pelmus) und anschließenden Arbeiten u. a. bei Manifesta 10, der Berlin Biennale 9 und an der Tate Modern London eine zentrale Protagonistin ihrer Generation junger KünstlerInnen, die Performance als Medium verwenden. Im Kontext des Theaters ist sie jedoch kaum noch zu sehen, vor allem arbeitet sie seit einiger Zeit an Orten der bildenden Kunst – in diesem Jahr beispielsweise parallel zu Impulse beim Münster Skulpturen Projekt.
„Delicate Instruments of Engagement“ ist eine über den gesamten Festivalzeitraum laufende performative Installation, eine lebende Ausstellung, gewidmet den Gesten der Repräsentation und des Repräsentativen: eine subjektive Auswahl von Bildern, Situationen, politischen Reden, memes, wichtigen popkulturellen Ereignissen, anhand derer man eine Geschichte von Kunst und Politik der Moderne erzählen könnte. Verkörpert von fünf PerformerInnen entsteht ein virtueller Ausstellungsraum im Ausstellungsraum. Wie wird Realität hergestellt, wie wird Geschichte geschrieben, kommentiert und in unserer Erinnerung sowie im Prozess der Verkörperung verändert?
Die ZuschauerInnen sind in die sich stets wandelnde Landschaft von Monumenten, Aktionen und Gesten einbezogen, können Erzählungen unterbrechen und neue Anfänge wählen. Eine immer neu geschriebene ikonografische Archivierung politischer Ereignisse wird so selbst zum gesellschaftlichen Akt.
Kann Kunst ein Ort radikaler Demokratie sein? Welche Kraft haben politische Gesten inner- und außerhalb des Kunstraums? Ist Kunst widerständig? Wo die Performancekunst üblicherweise Körper als Kunstwerke deklariert, werden in Piricis Arbeit Kunstwerke zu Körpern und Bilder werden Wirklichkeit.

Gesten des Politischen
Claire Bishop im Gespräch mit Alexandra Pirici

Die rumänische Choreografin Alexandra Pirici ist seit ihrer Bespielung des rumänischen Pavillons in Venedig 2013 (mit Manuel Pelmus) eine zentrale Protagonistin ihrer Generation. Für das Impulse Theater Festival erarbeitet sie gut dreißig Jahre nach Joseph Beuys’ Tod eine performative Aktion ausgehend vom konkreten Erbe der Stadt Düsseldorf als historischem Ort der Grenzüberschreitung von Kunst und Politik. „Delicate Instruments of Engagement“ streift durch Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft indem es ikonische und weniger bekannte Bilder und Ereignisse als Mischung popkultureller und politischer Gesten präsentiert. Claire Bishop – spätestens seit ihrem Buch “Artificial Hells” eine der einflussreichsten Kunsttheoretikerinnen der letzten Jahre – spricht mit Alexandra Pirici über ihre bisherigen Arbeiten, über Museen und Galerien als Orte für Performance und über die Hassliebe zwischen Kunst und Politik.

Kunsthalle Düsseldorf
Mo, 5. Juni, 19 Uhr

AM

SAMSTAG, 24. JUNI 14-18 Uhr Düsseldorf
Keine Sprachkenntnisse erforderlich. Kunsthalle / Kunstverein
SONNTAG, 25. JUNI 11-14 Uhr Düsseldorf
Keine Sprachkenntnisse erforderlich. Kunsthalle / Kunstverein
SONNTAG, 25. JUNI 15-18 Uhr Düsseldorf
Keine Sprachkenntnisse erforderlich. Kunsthalle / Kunstverein
DONNERSTAG, 29. JUNI 16-20 Uhr Düsseldorf
Keine Sprachkenntnisse erforderlich. Kunsthalle / Kunstverein
FREITAG, 30. JUNI 16-20 Uhr Düsseldorf
Keine Sprachkenntnisse erforderlich. Kunsthalle / Kunstverein
Samstag, 01. JULI 11-14 Uhr Düsseldorf
Keine Sprachkenntnisse erforderlich. Kunsthalle / Kunstverein
Samstag, 01. JULI 15-18 Uhr Düsseldorf
Keine Sprachkenntnisse erforderlich. Kunsthalle / Kunstverein

Karten an der Tageskasse in der Kunsthalle Düsseldorf erhältlich.

Von Alexandra Pirici
Mit Paul Dunca, Paula Gherghe, Farid Fairuz, Maria Mora, Cristian Nanculescu

Delicate Instruments of Engagement von Alexandra Pirici wird gemeinsam mit der Kunsthalle Düsseldorf und dem Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen präsentiert. Zum Anlass des 50-jährigen Jubiläums der Architektur am Grabbeplatz – und damit des gemeinsamen Bestehens unter einem Dach, bildet die Zusammenarbeit mit Impulse den Auftakt für Archivausstellungen, die sich im Sommer und im Herbst mit der Architektur und Geschichte beider Institutionen beschäftigen.

Eine Produktion des Impulse Theater Festival und des FFT Düsseldorf in Koproduktion mit der Kunsthalle Düsseldorf, dem Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen, dem National Centre of Dance Bucharest, HAU Hebbel am Ufer und dem Tanzquartier Wien. Gefördert durch das Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen und das NATIONALE PERFORMANCE NETZ Koproduktionsförderung Tanz aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestags.

Foto © Andrei Dinu

Zurück