Noise
junges theater basel / Sebastian Nübling
So sehr sich Identität, Persönlichkeit, Beziehungen ins Virtuelle aufzulösen scheinen, es bleibt da doch der eigene Körper. Da reicht ein Selfie manchmal nicht aus, um in der Welt zu sein. Vor allem, wenn man etwas verändern, wenn man sich verbinden will. Politische, gesellschaftliche Bewegung – Protest – bedeutet selbst in digitalen Zeiten immer auch Körper in Bewegung. Körper im Raum, Körper im Kollektiv, Körper von Gewicht.
Inspiriert von DenkerInnen wie der Feministin Laurie Penny, dem Post-Internet-Künstler Ryan Trecartin und dem Akzelerationismus-Philosophen Armen Avanessian begeben sich in „Noise“ der Regisseur Sebastian Nübling und acht Jugendliche vom jungen theater basel auf eine sehr physische Suche nach Freiräumen, nach Positionierungs- und Ausdrucksmöglichkeiten. Voller Energie, laut und schnell. Unter vollem Körpereinsatz verschaffen sich die Jugendlichen Platz, basteln sich mit Smartphones, Beamern und Klangwolken Selbstbekenntnisse und spielerische Authentizitäten: Es sind Schreie danach, anerkannt zu werden als jemand, der oder die man morgen vielleicht schon nicht mehr sein will. Danach, inmitten von Konsumgesellschaft, dysfunktionalen Familienstrukturen und absurdem Leistungsdruck nicht reduziert zu werden auf die reine Oberfläche. Sondern ernst genommen und nicht für dumm verkauft zu werden.
Doch welche Form von Protest ist möglich, wenn es nicht beim Kritisieren, Lamentieren bleiben soll? Vielleicht muss zuallererst, ganz klassisch, eine Bewegung her. Eine, die auch andere in Bewegung versetzt. Vielleicht gelingt es dann, den Neoliberalismus mit all seinen verlogenen Freiheitsversprechen so zu beschleunigen, dass er mit viel Karacho gegen die Wand fährt. Und wieder wirklich Platz ist: für etwas Neues.
AM
MITTWOCH, 22. JUNI | 19:30 Uhr | Düsseldorf |
Sprache Schweizerdeutsch (Übertitel in dt./engl.) | CENTRAL | |
DONNERSTAG, 23. JUNI | 19:30 Uhr | Düsseldorf |
Sprache Schweizerdeutsch (Übertitel in dt./engl.) | CENTRAL |
Dauer 90’
Tickets gibt es hier
Texte von Guy Krneta und den SpielerInnen, angeregt von Armen Avanessian, Laurie Penny, Ryan Trecartin u.v.a.m.
Regie Sebastian Nübling
Bühne Dominic Huber
Kostüme Ursula Leuenberger
Sound Tobias Koch
Dramaturgie Uwe Heinrich
Licht / Technik Heini Weber
Assistenz Irina Amstutz / Christian Müller
Mit Sascha Bitterli, León Cremonini, Rabea Lüthi, Ann Mayer, Khadija Merzougue, Robin Nidecker, Lukas Stäuble, Denis Wagner
Eine Produktion von junges theater basel in Koproduktion mit den Wiener Festwochen. Gefördert von Pro Helvetia.
Foto © Nurith Wagner-Strauss