9.–19. Juni 2022 in Mülheim an der Ruhr, Düsseldorf, Köln + Essen
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Lawrence Abu Hamdan
Air Pressure: A Diary of the Sky

Der Himmel über dem Libanon ist voller Lärm. Ein Jahr lang hat Lawrence Abu Hamdan Daten und Videos von Kampfflugzeugen und Drohnen gesammelt. Eindringlich und klar präsentiert er die Ergebnisse seiner Recherche, untermalt von einer ohrenbetäubenden Lautkulisse. Ein audiovisueller Essay über akustische Verunsicherung als Werkzeug von Unterdrückung.

11.06.22 19:00–19:50 Ticket Tagesprogramm

Ringlokschuppen Ruhr
Sprache: Englisch

© Christian Schuller
© Christian Schuller
© Christian Schuller

Mit einem Mikrofon steht der Künstler vor einer Projektion von verwackelten Handy-Videos: „Mai 2020. 147 Verletzungen des libanesischen Luftraums. Gesamte Flugdauer: 511 Stunden und 45 Minuten, 176 Millionen Dezibel Lärm.“ Seit 2006 liefert das libanesische Verteidigungsministerium jeden Monat Daten zu Verletzungen libanesischen Territoriums an die UNO. Kampfflugzeuge drehen ihre Runden, Drohnen verfolgen die geheimen Bewegungen der Hisbollah. Und überall brummen Dieselgeneratoren, weil es aufgrund von Korruption häufig zu Stromausfällen kommt.

Der Lärm erzählt viel über die gegenwärtige politische Situation im Libanon, oftmals mehr, als offizielle Stellen zugeben wollen. Lawrence Abu Hamdan spricht von „atmosphärischer Gewalt“: Der Lärm verunsichert, und er macht krank. Als ständiges Hintergrundgeräusch ist er für die Bevölkerung ebenso gewöhnlich wie tödlich.

„Aufregend und klug, intensiv und verstörend.“ (Nachtkritik)

Credits

Regie, Stimme: Lawrence Abu Hamdan
Live Sound-Design: Moe Choucair
Live-Video, Szenografie, Recherche: Nabla Yahya

Produktion

Eine Koproduktion von Künstlerhaus Mousonturm, Frankfurt am Main, und Frankfurt LAB im Rahmen von „This Is Not Lebanon. Festival for Visual Arts, Performance, Music and Talks“, Teil des Projekts „Architecture of the Mal-tempered Environment (AT)“, entwickelt im Rahmen der „2022 Future Fields Commission in Time-Based Media“, ein gemeinsames Projekt von Philadelphia Museum of Art und Fondazione Sandretto Re Rebaudengo, Turin. Teile der Recherche wurden unterstützt durch Art Research Sound, ein Forschungsprojekt unter der Leitung von Prof. Peter Kiefer, Mainz School of Music, Gutenberg Research College, Johannes Gutenberg-Universität Mainz.

Die Aufführung wird zusätzlich per Live-Stream in Kooperation mit der Berlin Biennale gezeigt.

Biografien

Lawrence Abu Hamdan untersucht in seinen Arbeiten die Schnittstelle von Sound und politischen Phänomenen. Seine akustischen Investigationen, die er allein und gemeinsam mit anderen Mitgliedern der Forschungsgruppe Forensic Architecture unternahm, wurden u. a. als Beweismittel in britischen Asyl- und Migrationsverfahren genutzt. Er schloss 2017 einen PhD am Centre for Research Architecture des Goldsmiths College ab und war Fellow am Gray Center for Arts and Inquiry der University of Chicago und am Vera List Center for Art and Politics an der New School in New York. Lawrence Abu Hamdan präsentierte Werke u. a. bei der 58. Biennale di Venezia, in der Tate Modern, London, und im MoMA, New York. 2019 schloss er sich mit den anderen für den Turner Prize nominierten Künstler*innen Helen Cammock, Oscar Murillo und Tai Shani temporär zu einem Kollektiv zusammen, um den Preis gemeinsam zu erhalten.