Zwei Minuten Stillstand

Yael Bartana (DE/IL)

Auftragsarbeit

Eine Stadt steht still. Menschen erheben sich, halten inne, schweigen. Der Unterricht in Schulen und Universitäten wird unterbrochen, die Ladenbesitzerin hält im Verkauf inne, in der Fabrik stehen die Bänder. Stillstand.
Inspiriert vom israelischen Gedenktag Jom haSho’a, dem Feiertag zum Gedenken der Opfer und Widerstandskämpfer des Holocaust, ruft die in Berlin lebende Künstlerin Yael Bartana zur symbolischen Unterbrechung des Alltags auf: „Zwei Minuten Stillstand“ ist ein politischer Akt, eine soziale Skulptur und kollektive Performance im öffentlichen Raum der Stadt Köln. Historisch dient der Akt des Stillstands und des Innehaltens dem Gedenken der Toten. „Zwei Minuten Stillstand“ fordert uns dazu auf, die Gegenwart zu reflektieren. Anzuhalten, über die Geschichte nachzudenken und über unsere Zukunft: „Halt an und denke!“ Was bedeutet es heute, deutsch zu sein, als Einwanderer in Deutschland zu leben, welche Konsequenzen haben der Holocaust ebenso wie seine Instrumentalisierung noch immer?
Denn „Drittes Reich“ und Holocaust sind nicht nur historische Ereignisse – sie erzeugten auch langfristige globale Kettenreaktionen bis in unsere Gegenwart hinein: nicht nur die Gründung des Staates Israel aufgrund eines Beschlusses der UN ist eine Konsequenz daraus, sondern auch die palästinensische Nakba in 1948. Ebenso wie Flucht und Vertreibung in Europa und im Nahen Osten bis hin zu den NSU-Morden, deren Täter sich klar und eindeutig in der Tradition des Nationalsozialismus begreifen und deren Verbrechen das Ziel haben, alles „Fremde” aus der deutschen Gesellschaft zu verbannen. Diese Geschichte ist geschrieben, aber die Zukunft hängt von unserem Handeln ab.
Und so ist „Zwei Minuten Stillstand“ nicht nur Gedenken und Performance, sondern auch und vor allem eine Aufforderung, die Gegenwart zu verändern. Ein Angebot für eine breite Debatte in Köln und darüber hinaus, wie aktives Erinnern heute und zukünftig aussehen sollte. Welchen Einfluss Geschichte auf die Gegenwart haben kann, was wir tun können, um unsere Zukunft aktiv zu gestalten. Ein Tag des Aufbegehrens gegen Gewalt und Ungerechtigkeit heute und morgen.

AM

FREITAG 28 JUNI 11:00 Uhr Ganz Köln
Zentrale Veranstaltungen: Roncalliplatz/Dom und Keupstraße, Köln-Mülheim
FREITAG 28 JUNI 18:00 Uhr Köln
Diskussion studiobühneköln

Es diskutieren: Astrid Deuber-Mankowski (Philosophin und Prof. für Medienwissenschaften an der RU Bochum), Mark Terkessidis (Psychologe, Autor zahlreicher Bücher über Rassismus und Migration, Journalist), Karola Fings (Historikerin, stellvertr. Direktorin am NS-DOK in Köln), Daniel Hoffmann (Prof. für Literaturwissenschaft Univ. Düsseldorf), Yael Bartana (Künstlerin) und Stefanie Wenner (Dramaturgin Impulse Theater Biennale). Moderation Elif Senel (Politikwissenschaftlerin, Journalistin und Moderatorin bei Phoenix, Funkhaus Europa u.a.)

www.zweiminutenstillstand.de

Konzept: Yael Bartana
Projektleitung: Tamina Theiß

Ein Projekt der Impulse Theater Biennale 2013, gefördert durch die Akademie der Künste der Welt, Köln.

In Zusammenarbeit mit der Theaterakademie Köln.

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