Nach dem Festival ist vor dem Festival!

11 Juli 2013

Am 6. Juli feierte die Impulse Theater Biennale 2013 rauschend im doppelten Chez Icke in Bochum und Düsseldorf ihren Abschluss. Die rund 60 Veranstaltungen fanden regen Zuspruch und viel Zustimmung – mit über 7000 Zuschauern insgesamt lag die Auslastung der Theaterproduktionen bei 80 Prozent. Dazu kam das Programm mit Livekritiken, Konzerten, Diskursstammtischen etc. im Rahmen von Gesine Danckwarts „Chez Icke“, das alle vier Impulse-Städte als Festivalzentrum real und virtuell verknüpfte.

Zu den wichtigsten Neuerungen des Festivals gehörte das Abrücken vom Wettbewerbscharakter zugunsten eines thematisch kuratierten Festivals. Unter dem Titel „Under the Influence“ waren insgesamt 14 Produktionen zu sehen, darunter erstmals auch Premieren, Koproduktionen und Auftragsarbeiten, die eigens für das Festival entstanden sind. Damit unterstreicht die Impulse Theater Biennale ihr Selbstverständnis als Lobbyist und Plattform des freien Theaters und trägt den Veränderungen der freien Szene in den letzten Jahren Rechnung – auch als ein Signal, in kulturpolitisch schwierigen Zeiten freies künstlerisches Arbeiten zu unterstützen.

Für besonderes Aufsehen sorgte die Auftragsarbeit der israelischen, in Berlin lebenden bildenden Künstlerin Yael Bartana. Am 28. Juni um 11 Uhr lud sie mit „Zwei Minuten Stillstand“ alle Kölnerinnen und Kölner ein, ihren Alltag für zwei Minuten symbolisch zu unterbrechen und – angelehnt an den israelischen Gedenktag für die Opfer und Widerstandskämpfer des Holocaust – nicht nur über die Vergangenheit, sondern auch über Gegenwart und Zukunft nachzudenken. Der Kölner Oberbürgermeister Jürgen Roters hat für dieses Projekt, das viele lokale, aber auch nationale und internationale Unterstützer gefunden hat, die Schirmherrschaft übernommen. Unterstützung erfuhr die Aktion darüber hinaus auch durch die Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV), die den Fahrbetrieb des öffentlichen Nahverkehrs der Metropolregion Rhein-Neckar für einen denkwürdigen Augenblick ruhen ließ. Der 1. FC Köln unterbrach sein Training und die Universität zu Köln rief zum Stillstand auf. Das von der Akademie der Künste der Welt geförderte Projekt wurde teils sehr kontrovers diskutiert – die Frage nach den Möglichkeiten und Bedingungen aktiven Gedenkens sowie eine fundierte Auswertung der Aktion ist sicher noch nicht abgeschlossen.

Im Rahmen und auf Einladung des Festivals fiel am 6. Juli der Startschuss für ein Videoarchiv des freien Theaters. An der Initial-Diskussion beteiligten sich u.a. neben verschiedenen Künstlern und Theaterwissenschaftlern das Goethe-Institut, der Bundesverband Freier Theater und das mime centrum. Als Ergebnis bildete sich eine Arbeitsgruppe, die vom Bundesverband Freier Theater sowie dem NRW KULTURsekretariat koordiniert wird.

Nicht nur mit dieser Initiative nimmt Impulse seine Funktion als Plattform des freien Theaters auch zwischen den Festivals wahr: Auch die Materialsammlung von Texten zur freien Szenen auf unserer Webseite wird als Publikation in progress fortgesetzt.

Und die nächste Ausgabe von Impulse findet dann im Juni 2015 statt!

Zurück