9.–19. Juni 2022 in Mülheim an der Ruhr, Düsseldorf, Köln + Essen
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Satoko Ichihara
Madama Butterfly – ein internationales Rewrite mit Yellow Butterflies, Avataren und Sailor Moon

1904 uraufgeführt, erzählt die Oper „Madama Butterfly” von einer Geisha, die mit einem US-amerikanischen Offizier verheiratet wird und sich, verlassen für eine neue amerikanische Ehefrau, schließlich das Leben nimmt. Satoko Ichihara deckt die rassistischen und sexistischen Klischees dieses Stoffs auf und überführt die Erzählung in eine wilde Fantasiewelt.

16.06.22 21:00–22:45 Ticket Tagesprogramm

+ Einführung zum Thema der Produktion

18.06.22 21:00–22:45 Ticket Tagesprogramm

Ringlokschuppen Ruhr
Sprache: Japanisch, Englisch, Deutsch mit deutschen und englischen Übertiteln

16.06. 20:30 Einführung zum Thema der Produktion mit Akiko Okamoto (Kuratorin) und Wilma Renfordt (Impulse Theater Festival)

© Philip Frowein
© Philip Frowein
© Philip Frowein

Vorhang auf, Projektion an: In einem verstörend düsteren Märchenwald spricht die Schauspielerin Kyōko Takenaka mit Avataren von Sailor Moon bis zum portugiesischen Missionar über die Minderwertigkeitskomplexe japanischer Frauen angesichts westlicher Schönheitsideale. Ist ein Kind von einem gaijin, einem amerikanischen Fremden, die Lösung? Der internationale Cast verstrickt sich in einen leidenschaftlichen Streit über Begehren zwischen Exotisierung und Selbstverrat, über amerikanische Schwänze und die Schönheit von Manga-Mädchen und der Jungfrau Maria.

Humorvolle Bilder und kampflustige Debatten, exzentrische Figuren und popkulturelle Brüche: Satoko Ichiharas erste Produktion außerhalb Japans bringt unerwartete Bilder und schonungslos direkte Worte.

„Eine brillante Übertragung der Motive einer hundert Jahre alten Oper in die Gegenwart.“ (Süddeutsche Zeitung)

Credits

Text, Regie: Satoko Ichihara
Dramaturgie: Tine Milz
Bühne, Kostüm: Stefan Britze
Videokunst, Avatare: Juan Ferrari
Mit: Yan Balistoy, Brandy Butler, Sascha Ö. Soydan, Kyōko Takenaka
Englische Übersetzung: Aya Ogawa
Dolmetscherin: Kanoko Tamura
Regieassistenz: Sarah Calörtscher
Ausstattungsassistenz: Umaj Barth
Videohospitanz, Animationen: Sara Bissen
Produktionsleitung: Stéphane Noël (Materialise)

Produktion

In Auftrag gegeben von Theater Neumarkt, Zürich, und Makiko Yamazato für die Q Theatre Company, Tokio. Eine Koproduktion von Q Theatre Company, Tokio, Zürcher Theater Spektakel und Theater Neumarkt, Zürich. Mit Unterstützung des Kinosaki International Arts Center, Toyooka, und des Arts Council Tokyo.

Biografien

Yan Balistoy wurde am Todestag Kurt Cobains auf einer Vulkaninsel im Pazifik geboren, wuchs in der Nähe der Wüste auf und lebt nun zufälligerweise in einer Stadt nahe den Alpen. Seine Augen sind braun, leicht grün. Während seiner Schulzeit spielte er mehrere Instrumente und war in einigen Chören aktiv. Als er Abitur machte, standen die Philippinen auf Platz drei der Gefahrenskala von Naturkatastrophen weltweit. Nach einem abgebrochenen Psychologiestudium studierte er Schauspiel an der Zürcher Hochschule der Künste und verbrachte sein Studiojahr am Theater Oberhausen. Sein Sternzeichen gilt als besonders kompatibel mit Löwen, Wassermännern, Zwillingen und Schützen. Seit seinem Austausch an der Escola de Teatro in São Paulo interessiert er sich für multikulturelle Aspekte des Theaters und die Verhandlung von Geschlechterrollen auf der Bühne. Yan Balistoy zeichnet sich durch sein musikalisches und tänzerisches Potenzial aus, rhythm is a dancer. Er spielt mehrere Instrumente und komponiert eigene Lieder. 2020 veröffentlichte er sein Debütalbum „Wólang Wólang“. Seit der Spielzeit 2021/22 ist er Ensemblemitglied am Theater Neumarkt.

Brandy Butler wurde in dem Jahr, als in Genf die erste Weltklimakonferenz über die Bühne ging und Sony den ersten Walkman auf den Markt warf, in Reading, Pennsylvania, geboren und reihte sich damit nach John Updike, Keith Haring und Taylor Swift in die lange Liste der Töchter und Söhne der „Pretzel City” ein. In einer musical-, soul- und jazzverliebten Familie groß geworden, entdeckte sie schnell ihre Liebe zur Musik. 1997 zog sie nach Philadelphia, um an der University of the Arts Jazz-Musik zu studieren. Nach ihrem Bachelor 2001 begann sie, Musikunterricht zu geben. 2003, als der dritte Golfkrieg und die erste SARS-Pandemie ausbrachen, entschied sich Brandy spontan für einen Break und ging als Au-pair in die Schweiz. Mittlerweile wohnt sie mit ihrer Tochter in Zürich und agiert als Soul-Sängerin, Performerin und Aktivistin. Sie arbeitet mit Musiker*innen wie Sophie Hunger, Erika Stucky, Sina und Steff la Cheffe zusammen. 2010 schloss sie an der Zürcher Hochschule der Künste den MA Musik-Pädagogik ab, zwei Jahre später nahm sie an der Castingshow „The Voice of Switzerland“ teil, wodurch sie in der Schweiz einer breiten Öffentlichkeit bekannt geworden ist. Am Zürcher Schauspielhaus und an den Münchner Kammerspielen wirkte sie in Theaterproduktionen in der Regie von Christopher Rüping mit. Seit 2019 zeigt sie mit „Drag Story Time“ Kindern die Freiheitsräume der Identität und mit „Free Thinkers Academy“ jene des Denkens auf.

Juan Ferrari, geboren 1989 in Montevideo, Uruguay, ist Künstler, Designer, Programmierer und Szenograf. Er begann seine Karriere in den Bereichen Technik und Audiovisuelles, seit 2013 arbeitet er mit künstlicher Intelligenz. Er studierte Kunst und Design an der HGK in der Schweiz, seine Arbeiten wurden bereits in Kassel während der documenta sowie in Italien, Brasilien, Uruguay, Frankreich, Großbritannien, den USA und Hongkong gezeigt. Weit entfernt von einer manichäischen Vision der Technologie legt er den Schwerpunkt auf die Bedeutung, die die menschliche Subjektivität den digitalen Technologien verleiht, und auf die Beziehung, die sie zwischen ihnen schafft. In einer Gesellschaft, in der die technologische Entwicklung immer schneller voranschreitet, lädt uns sein Werk dazu ein, über unsere Wahrnehmung des Selbst und des Anderen nachzudenken. Als Künstler der Verschiebung und der Transdisziplinarität konstruiert er seine Identität aus der Bewegung. Deterritorialisierung ist die treibende Kraft seiner künstlerischen Praxis und seiner Identität, die seine Arbeit und seine persönliche Geschichte eng miteinander verknüpft. Von innen nach außen, in einem sich ständig bewegenden Fluss der Transformation.

Satoko Ichihara ist Dramatikerin, Regisseurin und Romanautorin. Aufgewachsen in Fukuoka, Japan, studierte sie Theater an der J. F. Oberlin University in Tokio. Seit 2011 leitet sie die Theatergruppe Q. Sie schreibt und inszeniert Stücke, die sich mit menschlichem Verhalten, der Physiologie des Körpers und dem Unbehagen, das diese Themen umgibt, beschäftigen, wobei sie ihren einzigartigen Sinn für Sprache und körperliche Sensibilität einsetzt. 2011 erhielt sie für das Stück „Insects“ den Aichi Arts Foundation Drama Award. 2017 wurde sie für „Favonias Fruitless Fable“ als Finalistin des 61. Kishida Kunio Playwriting Prize nominiert. 2019 veröffentlichte sie ihren ersten Erzählband „Mamito no tenshi“ (Mamito’s Angel). „The Bacchae – Holsteinische Milchkühe“, das auf einer griechischen Tragödie basiert, wurde bei der Aichi Triennale 2019 uraufgeführt. Sie ist Junior Fellow der Saison Foundation.

Tine Milz, geboren 1989, studierte Politikwissenschaften, VWL und Literaturwissenschaften an der Ludwig-Maximilians-Universität München, mit Auslandsaufenthalten in Paris und Venedig. Von 2015 bis 2018 studierte sie Dramaturgie, seit 2017 Fine Arts an der Zürcher Hochschule der Künste. Sie war Mitglied im Kunst- und Performancekollektiv KAPITÆL ZWEI KOLEKTIF, das u. a. von Ersan Mondtag mitbegründet wurde. Während des Zürcher Theaterspektakels 2016 war sie Stipendiatin für das Programm „watch & talk“. Sie arbeitete als Produktionsdramaturgin am Schauspiel Frankfurt und an den Münchner Kammerspielen, war Teil der Jury des Festivals Politik im Freien Theater und ist Mitglied des Advisory Board von Therese Willstedts Theater in Växjö. Sie organisiert und konzipiert Lesungen und Performances und wirkt als Performerin in verschiedenen Projekten mit.

Akiko Okamoto lebt seit 1996 in Deutschland. Ihr Studium an der Ruhr Universität Bochum mit dem Hauptfach Film- und Fernsehwissenschaft und den Nebenfächern Kunstgeschichte und Sinologie schloss sie im Jahr 2007 ab. Zusätzlich schloss sie 2022 den Universitätslehrgang „Kuratieren in den szenischen Künsten“ an der Paris Lodron Universität Salzburg ab. Sie lebt und arbeitet in Düsseldorf und ist freiberufliche Kuratorin. 2013 initiierte sie die Programmreihe „Nippon Performance Nights“, die seitdem kontinuierlich am FFT Düsseldorf stattfindet. Dazu bringt Akiko Okamoto aktuelle Arbeiten aus Japan und von in Europa und Deutschland lebenden japanischen Künstler*innen nach Düsseldorf. Ihr programmatischer Fokus liegt auf experimenteller performativer Kunst.

Sascha Ö. Soydan ist eine deutsch-türkische Schauspielerin. Sie studierte an der Universität der Künste in Berlin. Ihr Filmdebüt gab sie 1995 unter der Regie von Herwig Kipping in „Novalis – Die blaue Blume“. Seitdem tritt sie regelmäßig in Fernsehformaten wie „Tatort“, „Der letzte Bulle“, „Schloss Einstein“ oder „Alarm für Cobra 11 – Die Autobahnpolizei“ auf. Bekannt wurde sie auch durch Filme wie „Kebab mit Alles“ (2011) und „Kebab extra scharf!“ (2016). Sascha Özlem Soydan agiert auch im Bereich Theater und spielte u. a. in Produktionen am Schauspiel Frankfurt, am Staatsschauspiel Dresden und am Heimathafen Neukölln, wo sie eigene Arbeiten entwickelte. Aufmerksamkeit erregte sie 2012 mit der Lesung „Breiviks Erklärung“ in der Regie von Milo Rau. Neben ihrer schauspielerischen Tätigkeit für Film, Fernsehen und Theater lehrt sie an der Zürcher Hochschule der Künste in den Bereichen Oper und Theater. Seit der Spielzeit 2019/20 ist sie festes Ensemblemitglied am Theater Neumarkt.

Kyōko Takenaka wurde 1987 geboren. 2011 schloss sie ihr Studium an der J. F. Oberlin University in Tokio, Abteilung für darstellende und visuelle Künste, ab. Sie setzte ihre Ausbildung in Frankreich fort und besuchte 2013 die École Nationale Supérieure d’Art Dramatique de Montpellier, wo sie von Gildas Milin, Cyril Teste, Julie Deliquet, Robert Cantarella und Alain Françon unterrichtet wurde. Nach ihrem Abschluss begann sie mit dem Regisseur Guillaume Vincent zu arbeiten: „Songes et Métamorphose“, „LOVE ME TENDER“ und „Les mille et une nuits“ wurden vor allem im Odéon-Théâtre de l’Europe in Paris aufgeführt. 2017/18 spielte sie das Solo „The question of Faeries“ von Satoko Ichihara. 2018 trat sie im offiziellen Programm des 72. Festival d’Avignon mit „Some of them had never seen the sea“, bearbeitet von Richard Brunel, auf. 2020 nahm sie an einem Projekt in Kanada teil, „Violence“ von Marie Brassard. Zudem ist sie Inhaberin eines staatlichen Diploms für Theaterpädagogik. Sie hält an einigen Universitäten in Japan Vorträge über das Theater in Frankreich, insbesondere über die Professionalisierung der*des Schauspieler*in.