Impulse Theater Festival

Köln, Düsseldorf, Mülheim an der Ruhr

4.–14. Juni 2020

PLAYBLACK


It’s Showtime, Baby! In PLAYBLACK werden Songs und Interviews von Ikonen der Popgeschichte kopiert und angeeignet. Eine rasante Collage über die Rolle Schwarzer Entertainer*innen in der weiß dominierten Unterhaltungsindustrie.

Sprache: Englisch und deutsch
Tanzfaktur, Saal

Extra:
05.06. im Anschluss an die Vorstellung Publikumsgespräch in deutscher Sprache mit den Künstler*innen. Moderation: Katja Grawinkel-Claassen, Dramaturgin FFT Düsseldorf

© Daniel Michael Shaw
© Daniel Michael Shaw
© Daniel Michael Shaw
© Daniel Michael Shaw

„If you’re thinking about being my Baby, it don’t matter if you’re black or white” singt der King of Pop in seinem Hit. „Black or White“ ist eine audio-visuelle Symbiose zwischen weißen Rockgitarrenriffs und Schwarzem Gangster Rap. Zum Release 1991 schwärmt Michael Jacksons Plattenfirma Epic Records sogar von einem „’Rock n’ Roll dance song about racial harmony’“.

Popmusik behauptet immer wieder, rassistische Machtstrukturen überwinden zu können. Dieser Farbenblindheit begegnet PLAYBLACK mit einem kindlichen Trotz, der genau das Gegenteil beweist. Ungeniert klaut Joana Tischkau das Format der Mini Playback Show und zeigt darin, dass die weiße Erfahrung nicht allgemeingültig ist. In einem immer chaotischer werdenen Kampf mit Kostümen, Perücken und Tanzschritten imitieren die Performerinnen Interviews und Bühnenshows verschiedener Figuren der Popgeschichte: Choreografie, Gestik, Mimik, Playback — eine perfekte Kopie.

PLAYBLACK offenbart das ambivalente Potenzial der Nachahmung: Sie kann Solidaritätsbekundung sein, aber auch Karikatur. Das weiße Begehren nach Schwarzer Verkörperung wird entblößt, indem wir uns tief in den Abgründen, Erinnerungen und Projektionen Afroamerikanischer und -deutscher Kulturproduktionen verirren. Ab in die Zauberkugel!

Credits

Konzept und Choreografie: Clara Reiner, Joana Tischkau
Tonregie: Jan Gehmlich
Dramaturgie: Elisabeth Hampe
Performance: Annedore Antrie, Clara Reiner, Joana Tischkau sowie ein lokaler Chor
Kosüm: Ina Trenk
Print: Nadine Bakota
Licht: Dennis Dieter Kopp
Grafikdesign und Bühne: Justus Gelbert
Produktionsleitung: Lisa Gehring
Kontakt für Gastspielanfragen: Lisa Gehring, mail[a]lisagehring.de

Produktion

Eine Produktion von Joana Tischkau in Kooperation mit dem Künstlerhaus Mousonturm und dem Studiengang Choreographie und Performance im Rahmen der Hessischen Theaterakademie, gefördert durch das Kulturamt der Stadt Frankfurt.

Biografien

Annedore Adei Antrie studiert derzeit als einzige Person of Color im dritten Jahr Schauspiel an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt. Als schauspielender Mensch steht sie für studentische und freie Projekte auf der Bühne und vor der Kamera und hofft, dass sie als Schwarze Darstellerin nach ihrem Abschluss an interessanten und komplexen Rollen und Projekten mitwirken kann und ihr stereotype, nur durch ihr Schwarzsein markierte Charaktere erspart bleiben. Als Teilnehmerin der „Mini Playback“ Show würde sie Judi Jacksons Hit „Still“ performen.

Jan Gehmlich studierte Angewandte Theaterwissenschaft in Gießen. Er schreibt Songs, produziert Hörstücke, Podcasts, Soundcollagen und Bühnenarbeiten oftmals in Kollaboration. Sein Schaffen wird von dem Vorsatz geleitet, sich als weißer Cis-Mann in den Dienst feministischer und antirassistischer Kunstproduktion zu stellen, in der Frauen und POCs als Autor*innen auftreten können. Da das Kunstmachen nur die halbe Miete ist, fährt er mit einem Golfcaddy am Frankfurter Flughafen herum und bringt Passagiere zu ihrem Gate. Er ist auf der Suche nach Jobs im Bereich Ton, Performance und emotionale Fürsorge.

Elisabeth Hampe studierte Theaterwissenschaft an der Freien Universität Berlin sowie Angewandte Theaterwissenschaft in Gießen. Sie schreibt Konzepte, arbeitet als Performerin, Dramaturgin und nebenbei in einem Berliner Plattenladen. Ihr Interesse gilt den Repräsentationsmechanismen Schwarzer Musik und Kulturproduktion, so befasste sie sich z. B. kritisch mit dem viel diskutierten Mittel des Blackfacings auf deutschen Bühnen.

Dennis Dieter Kopp studierte Theater, Medien und Literatur an der Universität Hildesheim. Seit 2012 arbeitet er* als Beleuchter*, Performer* und Dramaturg* u. a. an den Münchner Kammerspielen sowie für Oliver Zahn//HAUPTAKTION, Thermoboy FK, christians//schwenk, Henrike Iglesias, Markus&Markus, Marie Simons und Ceren Oran und Joana Tischkau. Als Soloperformer* und Mitglied von cobragianni.cobra ist er* verantwortlich für „Let Me Be the Object of Your Desire“ (2012) und „EIN BISSCHEN MEHR MUSS MAN SCHON SEHEN oder: Wie ich mich in einen Schmetterling verwandelte“ (2017). Seine* künstlerische Praxis befasst sich vor allem mit Fragen kritischer Männlichkeitsforschung auf der Suche nach queeren, feministischen und intersektionalen Perspektiven.

Clara Reiner kam dank ihrer Kindheit in einem popfernen Haushalt erst durch die Arbeit an PLAYBLACK in den Genuss der „Mini Playback Show“. Inzwischen hat sie ein Gespür für die Fallstricke des Showbusiness und einen Ohrwurm entwickelt. Wenn sie nicht mit PLAYBLACK tourt, studiert sie Choreografie und Performance am Institut für Angewandte Theaterwissenschaft in Gießen. Sie macht Stücke und Dinge, arbeitet meistens mit anderen und interessiert sich für nichtmenschliche Akteur*innen.

Joana Tischkau tanzt. Eine der ersten Erinnerungen daran ist der Moment, als sie zu Kaomas Hit „Lambada“ von 1989 auf einer Kindergeburtstagsparty abdancte. Diese Erfahrung bewegte sie dazu, sich bei der Tanzschule nebenan für Jazzdance, Streetdance und Videoclip-Dancing anzumelden. Später studierte sie Tanz und Schauspiel an der Coventry University in Großbritannien sowie Choreografie und Performance am Institut für Angewandte Theaterwissenschaft in Gießen. Ihre künstlerische Praxis ist ein hybrides Durcheinander, das die Schriften von bel hooks auf Beatboxing treffen lässt, in dem ein Fitness-Workout aus weißem Bewegungsmaterial entsteht und Roberto Blanco als König Schwarzer deutscher Unterhaltungskunst gehuldigt wird. PLAYBLACK ist ihre Master-Abschlussinszenierung.

Ina Trenk studiert Bühnen- und Kostümbild an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach und lernte Joana Tischkau und Jan Gehmlich über die gemeinsame Arbeit am von Anne Kapsner initiierten Projekt „Der Ursprung der Welt“ an der Hessischen Theaterakademie kennen. Obwohl sie die Bühnenoutfits von Boney M. sofort inspirierten, kannte sie die Band vorher nicht. Ihr Lieblingssong ist „Green Grass of Tunnel“ von Múm.