Impulse Theater Festival

Köln, Düsseldorf, Mülheim an der Ruhr

4.–14. Juni 2020

Akademie #1 — Geschichte wird gemacht (verschoben)

Ein performatives Archiv des Freien Theaters
Leitung: Kolja Burgschuld
Sprache: Deutsch  

Mit künstlerischen Arbeiten von: Michael Annoff und Nuray Demir, Interrobang, Christina Irrgang, notfoundyet, Lucie Strecker, Otmar Wagner sowie Studierenden der Ruhr-Universität Bochum und der Hochschule für Bildende Künste Dresden

Seit der Gründung der Impulse hat sich das Freie Theater stark verändert: ästhetisch, inhaltlich und strukturell. Welche Spuren hat dies in 30 Jahren Festivalgeschichte hinterlassen, welche Überreste sind geblieben? Wie lassen sich mit ihrer Hilfe Aussagen über die Vergangenheit treffen? Und wie könnte ein Archiv aussehen, das die Vergangenheit nicht bloß konserviert, sondern auch vergegenwärtigt? 2013 entwickelte das Impulse Theater Festival gemeinsam mit anderen Partner*innen die Idee eines Archivs des Freien Theaters. Anlässlich des Jubiläums errichtet die Impulse-Akademie ein solches nun temporär: In einem ehemaligen Archiv für Versicherungsakten entsteht ein lebendiges Archiv aus 30 Jahren Festivalgeschichte.   

Angelehnt an das Vorbild antiker Archive, die gleichzeitig auch Wohnsitze der Archivare waren, kommen neun Künstler*innen und Gruppen für Forschungsresidenzen nach Düsseldorf. Sie befragen Statistiken, Objekte, Fotos und audiovisuelle Medien, Programmhefte, Pressetexte und Zeitzeug*innen. Sie durchforsten, sammeln und sortieren, arrangieren und dekonstruieren. Dabei suchen sie nach dominanten Narrativen und Utopien oder fragen nach dem Unsichtbaren, Marginalisierten und Ausgegrenzten.   

Besucher*innen des Archivs können die Arbeitsräume der Künstler*innen auf eigene Faust oder in Führungen erkunden und an ihren Forschungsprozessen teilhaben. In täglichen Lunch Lectures verhandeln die Künstler*innen mit Expert*innen aus anderen Wissensgebieten wie Forensiker*innen, Archäolog*innen und Zukunftsforscher*innen sowie mit den Besucher*innen ihre Visionen eines lebendigen Archivs. Das Archiv als „Gesetz dessen, was gesagt werden kann“ (Foucault), rückt selbst in den Fokus. Die Impulse-AKADEMIE ist Kunstarchiv und Archivkunst zugleich.  

Die AKADEMIE #1 — GESCHICHTE WIRD GEMACHT findet in Kooperation mit der Initiative für die Archive des Freien Theates e.V. statt. Die Abschlussveranstaltung „Was bleibt? — Plädoyer für freie Archive" am 09.06. findet in Kooperation mit dem NRW Landesbüro Freie Darstellende Künste, dem Bundesverband Freie Darstellende Künste und der Initiative für die Archive des Freien Theates e.V. statt.

Öffnungszeiten
05.—08.06. 10:00—17:00
09.06. 14:00—21:00

Eintritt bei allen Veranstaltungen frei, Mittagessen 7 €  
Shuttle zu den SHOWCASE-Vorstellungen in Köln: 05.—08.06. 17:00 (nach Anmeldung unter shuttle@impulsefestival.de, Kosten: 5 €)

Extras
05.—08.06.
11:00—12:00 Zeitzeug*innen im Gespräch mit Christina Irrgang
12:30—14:00 Lunch Lectures
14:15—15:00 Ausmisten, Umsortieren und Gedenken mit Michael Annoff und Nuray Demir
15:00—16:30 Führung mit den Künstler*innen

09.06.
18:00 Was bleibt? — Plädoyer für freie Archive

© Robin Junicke
© Robin Junicke
© Robin Junicke
© Robin Junicke
© Robin Junicke
© Robin Junicke
© Robin Junicke

Residenzen

Im Rahmen der AKADEMIE #1 präsentieren neun Künstler*innen und Gruppen Ihre Recherchen und Arbeiten. Die Besucher*innen können an den Forschungsprozessen teilhaben und als Komplizen daran mitwirken.

Michael Annoff und Nuray Demir: KEIN SCHÖNER ARCHIV SPEZIAL: MICHAEL UND NURAY RÄUMEN AUF!

Die Geschichte Deutschlands ist untrennbar mit Migration verbunden. Seit Herbst 2018 dokumentiert Kein schöner Archiv das immaterielle Erbe der postmigrantischen Gesellschaft – also lebendige Kultur, die sich nicht einfach in einen Schaukasten sperren lässt, sondern von Wiederholung und Weitergabe lebt. Deshalb entwickeln der Kulturanthropologe und -arbeiter Michael Annoff und die Künstlerin und Kuratorin Nuray Demir gemeinsam die Form eines performativen Archivs. Sie sammeln Geschichten, Traditionen und Praktiken, die sonst vergessen würden, und feiern mit Gästen und Publikum. In der Impulse-AKADEMIE räumen Michael und Nuray auf: Kein schöner Archiv sortiert in einer Spezialausgabe 30 Jahre Festivalgeschichte noch einmal neu. Dabei verhandeln sie das Aufräumen als Set kultureller Praktiken, das Deutungskämpfen in der Erinnerungskultur nicht unähnlich ist.

Interrobang: DEEP FAKE IMPULSE — EIN INTERAKTIVES ZUKUNFTSLABOR

Wir schreiben das Jahr 2035: Erstmals kuratiert eine künstliche Intelligenz das Impulse Theater Festival und führt die Maschinenquote ein: 50 Prozent aller eingeladenen Beiträge sind maschinellen Ursprungs. — DEEP FAKE IMPULSE imaginiert das (jetzt noch) Unmögliche. Aus Überbleibseln und Resten vergangener Festivalausgaben baut Interrobang utopische Zukunftsszenarien. Dafür gräbt die Künstlergruppe tief im akustischen Archiv der 30-jährigen Festivalgeschichte: Aufführungsmitschnitte, Medienbeiträge und Interviews werden einer maximalinvasiven O-Ton-Operation unterzogen und in einer interaktiven Audioinstallation neu zusammenmontiert, bis vom ursprünglich Gesagten nur noch Schnipsel übrig bleiben und ein völlig neuer Sinn entsteht. Das über den Zeitraum der AKADEMIE täglich anwachsende Zukunftsarchiv kann vom Publikum jederzeit angehört, ausprobiert und mitmanipuliert werden.

Christina Irrgang: CHORUS

Christina Irrgang versammelt Stimmen von Zeitzeug*innen aus 30 Jahren Festivalgeschichte: Nicht nur bekannte Figuren wie Leiter und Künstler*innen teilen ihre Erinnerungen, sondern auch Mitarbeiter*innen und Besucher*innen – Menschen, die seltener zu Wort kamen. Freie Gespräche und auf einem Karteikartensystem basierende Interviews sind Ausgangspunkte für ein vielstimmiges Archiv subjektiv erlebter Geschichte, das den Besucher*innen die Möglichkeit gibt, mit den Zeitzeug*innen in Kontakt zu treten: im direkten Gespräch oder beim Lesen, Hören, Schauen und Notieren. Eine oral history, die nicht zuletzt darauf abzielt, begreifbar zu machen, wo das Freie Theater heute ästhetisch, politisch und ökonomisch steht.

notfoundyet: OBJET TROUVÉ

Theatergeschichte zum Anfassen! Sie wollten schon immer das Manuskript der Eröffnungsrede des ersten Festivals 1990 in den Händen halten? Ein Schamhaar aus She She Pops „50 Grades of Shame“ (2016)? Oder Heidis Cowboyhut aus Polleschs „Heidi Hoh arbeitet hier nicht mehr“ (2000)? Die Mitarbeiter*innen von notfoundyet kümmern sich um Ihr Anliegen. Zum ersten Mal seit 30 Jahren sind Objekte aus drei Jahrzehnten wie Requisiten, Bühnenbilder oder Kostüme öffentlich zugänglich. Durchstöbern Sie die eigens angefertigten Kataloge, leihen Sie Archivalien aus und sprechen Sie mit notfoundyet über die Geschichten hinter den Objekten. Das Künstlerduo spielt mit Aura und Authentizitätsversprechen des Archivs und seinem ewigen Dilemma, das Anwesende für das Abwesende sprechen lassen zu müssen.

Vorbestellung! Beauftragen Sie uns jetzt unter archiv-vorbestellung[a]impulsefestival.de mit der Beschaffung eines Objekts, das Sie schon immer in Händen halten wollten. Ihrer Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Das bestellte Objekt können Sie dann zu den Öffnungszeiten des Archivs entgegennehmen.

Lucie Strecker: L’AIR DE LA SCÈNE

Wohl kein anderer Sinn kann so unmittelbare Erinnerungen hervorrufen wie der Geruchssinn: Informationen zu Raum und Zeit werden über eine nervliche Verbindung zwischen zwei Hirnbereichen mit einem Dufteindruck verbunden. Für die AKADEMIE rekonstruiert Lucie Strecker die Gerüche vergangener Inszenierungen. Sie sucht Künstler*innen und Requisiten auf und erntet Mikroben, die auf der menschlichen Haut und auf Objekten leben und Geruchsnoten vervielfältigen können. Die Komposition nimmt aber auch Erinnerungen der Ensemblemitglieder mit auf. In Gesprächen und Geruchsexperimenten versucht Strecker, mit Geruchserinnerungen verbundene Gefühle freizulegen. In ihrem Labor verfolgen die Besucher*innen die Schritte der Verarbeitung bis hin zum Parfüm, können Protokolle und Dokumente des Entstehungsprozesses einsehen und sich vom Duft vergangener Impulse umwehen lassen.

Otmar Wagner: ARCHIV DER ABSCHWEIFUNG

In Otmar Wagners Archiv-Abteilung kehrt das Prinzip geteilter Ordner aus der Cloud in die analoge Welt zurück. In Aktenmappen sammelt Wagner, unterstützt von Lars Moritz (Dramaturgie und Recherche), jene Materialien und Informationen aus der 30-jährigen Festivalgeschichte, die ihm interessant erscheinen; ergänzt durch jede Menge Metamaterial, Texte, Objekte, Links, zeithistorische und privatistische Assoziationen. Gemeinsam mit den Besucher*innen erweckt er dieses Ordnersystem zu neuem Leben, greift geplant und zufällig Material heraus, versucht, Verknüpfungen herzustellen, und entwickelt Handlungsanweisungen für sich und die Besucher*innen: Es wird gesungen, reenactet, gelesen, gebastelt und performt. Daraus entstehen essayistische Streifzüge, die ihren Ausgangspunkt in der Frage nehmen, was Archive sein können und wo sie sich im Oszillieren zwischen Erinnern und Vergessen verorten.

Initiative für die Archive des Freien Theaters e.V.: ARCHIV-PRAXIS

Die Diskussion um die Gründung eines Archivs für das Freie Theater begann 2013 auf Einladung des Impulse Theater Festivals. Seitdem arbeitet die Initiative für die Archive des Freien Theaters im Rahmen von Modellprojekten an den digitalen und analogen Infrastrukturen zur Erschließung von Archivalien in ganz Deutschland — gemeinsam mit Künstler*innen, Festivals und Häusern, Universitäten und Förderern. Im Rahmen der AKADEMIE stehen Expert*innen der Initiative laufend für Auskünfte über den aktuellen Stand der Archiv-Entwicklung und für praktische Anregungen bereit.

Biografien

Michael Annoff ist Kulturanthropologe und Kulturarbeiter. Er war als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Aufbau der Graduiertenschule für die Künste und die Wissenschaften der Universität der Künste Berlin beteiligt. Dort lehrt er ebenfalls im Studium Generale. Seit 2016 arbeitet er an der Fachhochschule Potsdam im Lehrgebiet Kultur und Vermittlung. Er interessiert sich vor allem für kollaborative Forschungsprozesse in den Grenzbereichen von performativen Künsten, empirischen Kulturwissenschaften und Aktivismus. Daneben engagiert er sich für Antidiskriminierung und Diversitätsentwicklung in Kulturinstitutionen und (Kunst-)Hochschulen. Seit 2018 ist er ein Teil von „Kein schöner Archiv“.

Kolja Burgschuld studierte Theater-, Film- und Medienwissenschaft an der Universität Wien. Von 2011 bis 2013 war er Geschäftsführer der ASSITEJ Austria, des Dachverbands der darstellenden Kunst für junges Publikum in Österreich. Er leitete das STELLA-Festival in St. Pölten, Bregenz und Graz und war Mitglied des Leitungsteams am Dschungel Wien. Zudem arbeitete er für Festivals in Österreich, Deutschland, Kroatien, Rumänien, Schweden, Dänemark und Japan. Seit 2016 ist er hauptberuflich Mitglied des Kuratoriums für Theater, Tanz und Performance der Stadt Wien. Die Bewerbung der Stadt Chemnitz zur Kulturhauptstadt Europas 2025 begleitete er als Experte. Nach 2018 leitet er zum zweiten Mal die Impulse-AKADEMIE.

Nuray Demir ist Künstlerin und Kuratorin im Bereich der bildenden und darstellenden Künste. Ihre Praxis ist von einem forscherischen und radikal transdisziplinären Ansatz gekennzeichnet. Für ihre Projekte arbeitet sie kollaborativ mit Personen aus unterschiedlichen Bereichen, mit denen sie temporäre Ensembles bildet. Sie realisierte Projekte an verschiedenen Institutionen, darunter Kampnagel in Hamburg, Sophiensæle in Berlin, HAU Hebbel am Ufer in Berlin und Wiener Festwochen. Derzeit gehört sie zum künstlerischen Leitungsteam von District* Schule ohne Zentrum in Berlin. Seit 2018 ist sie ein Teil von „Kein schöner Archiv“.

Interrobang sind Nina Tecklenburg, Till Müller-Klug, Lajos Talamonti und Gäste – z. B. der Komponist, Texter, Produzent, Performer und Singer-Songwriter Friedrich Greiling. Interrobang entwickelt neue Theaterformate zur Auseinandersetzung mit aktuellen gesellschaftlichen Phänomenen und Fragestellungen. In installativen Theaterräumen und partizipativen Spielsettings kann das Publikum neue szenische Kommunikationsmodelle erleben, testen und reflektieren. Das Spiel mit theatraler Gemeinschaft wird so zum Spiel mit gegenwärtigen und möglichen zukünftigen Gesellschaftsformen und Wertesystemen. Interrobang spielt auf deutschsprachigen Bühnen und internationalen Festivals (Heidelberger Stückemarkt, Impulse Theater Festival, Festival Akcent Prag u. a.).

Christina Irrgang ist Wissenschaftlerin, freie Autorin und Musikerin der Band BAR (Band am Rhein), sie lebt und arbeitet in Wuppertal und Düsseldorf. 2018 hat sie an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe mit einer medienanalytischen Arbeit über den Fotografen-Unternehmer Heinrich Hoffmann promoviert, die den Blick auf politische Bildstrategien in den von Hoffmann herausgegebenen fotografischen Propaganda-Bildbänden als konstitutiven Teil der nationalsozialistischen (Bild-)Politik richtet (erscheint 2020 bei transcript). In ihrer Arbeit als Autorin legt sie mit der Entwicklung konzeptueller Interviewformate einen Schwerpunkt auf Techniken der Gesprächsführung.

Lars Moritz ist Performancekünstler und experimenteller Stadtforscher. 2010 gründete er das Institut für Alltagsforschung, eine Plattform für künstlerische Recherchen und direkte Aktionen im urbanen Alltag. Seine Arbeitsschwerpunkte sind Schönheit und Politik des urbanen Alltags sowie die künstlerische Wissensproduktion als subversives Infotainment. Als Teil des Kollektivs irreality.tv dreht er partizipative und interventionistische Webserien.

notfoundyet wurde 2007 von den Künstler*innen Thomas Kasebacher und Laia Fabre gegründet. Seitdem entstehen Arbeiten, deren Ausgangsmaterial die beiden in der Beobachtung von Alltag und Popkultur finden und thematisch zuspitzen. Sie arbeiten stark mit der Anwesenheit des Live-Publikums, das in ihren Performances, Tanzstücken und Installationen als kurzzeitige Gemeinschaft elementarer Teil der Aufführung wird. Dabei spielen sie mit gesellschaftlichen Codes und der Frage nach Fakt und Fiktion u. a. anhand von (pseudo-)dokumentarischen Materialien wie Texten, Fotos und Objekten. notfoundyet kollaboriert dafür oft mit bildenden Künstler*innen, Musiker*innen, Tänzer*innen und Performer*innen und zeigte Arbeiten in den letzten Jahren u. a. am brut Wien, im WUK in Wien und am Schauspiel Leipzig.

Lucie Strecker forscht künstlerisch im Feld hybrider performativer Kunst. Derzeit leitet sie das FWF-Elise-Richter-PEEK-Projekt „Zur Performativität des Biofakts“ an der Universität für angewandte Kunst Wien. Seit 2014 ist sie Fellow der Universität der Künste Berlin. 2015 wurde ihre Kooperation mit Klaus Spiess mit einer Honorary Mention der Ars Electronica ausgezeichnet. Gemeinsam stellten sie u. a. im BEALL Center for Art + Technology, im Art|Sci Center, Los Angeles, im Onassis Center, Athen, sowie im Haus der Kulturen der Welt Berlin aus. Für ihre Performances kooperierte Strecker u. a. mit der Muffathalle München, der Vienna Biennale, der Vienna Design Week, dem Click Festival Helsingør, dem brut Wien und dem Tanzquartier Wien.

Otmar Wagner arbeitet als Performancekünstler und Utopieforscher. Das Zentrum seiner Arbeiten bilden Essay-Performances (ein Begriff, den er für seine delirischen Assoziationstrips geprägt hat) und multimediale Konzert-Performances. Daneben realisiert er Hörspiele, szenische Installationen und kuriose Kabinette. 2017/18 entstand der vierteilige Performance-Zyklus „WUNDE WELT“, 2019 die Konzert-Performance „KRANK IN EUROPA“ und 2020 gemeinsam mit Florian Feigl „Hyperobjekte? … Blech und Gewebe I–VII“ (Sophiensæle Berlin / WUK Wien). Die Kollaboration mit Lars Moritz existiert seit 2013, mit Projekten wie „Aufräumen! – Vier Abende über Arbeit“ (2013) und „AKTION AKTUELL – ein performatives Live-Nachrichtenjournal“ (2014–2016).

Hochschulkooperationen

Im Rahmen der AKADEMIE #1 forschen Studierende aus Szenischer Forschung, Bühnen- und Kostümbild und Theaterwissenschaft zur Geschichte und Gegenwart des Festivals und verhandeln ihr Ergebnisse öffentlich.

STAUB AUFWIRBELN (Ruhr-Universität Bochum)

Studierende des Instituts für Theaterwissenschaft
Leitung: Valeska Klug, Beratung: Henning Fülle

Was ist in drei Festivaljahrzehnten thematisch-programmatisch, künstlerisch-ästhetisch sowie strukturell-personell passiert? Als Archäolog*innen und Archivar*innen durchforsten Theaterwissenschaftsstudent*innen der Ruhr-Universität Bochum Kisten und Festplatten, Programmhefte, Aufführungsmitschnitte, Korrespondenzen, Presseartikel, Essays und alles, was das Impulse-Archiv sonst noch hergibt. Sie nähern sich dem Material an und setzen sich mit ihm auseinander, sie sortieren und collagieren. Im Rahmen der Impulse-AKADEMIE präsentieren sie die aus dieser Recherche gewonnenen Erkenntnisse in jeweils ganz eigenen Formen.

SAMMLUNG 2020 (Ruhr-Universität Bochum)

Studierende des Instituts für Theaterwissenschaft
Leitung: Marlin de Haan

Statt den Blick auf die Vergangenheit zu werfen, wagen die Studierenden der Theaterwissenschaft und der Szenischen Forschung die Operation am offenen Herzen: In einem unmöglich anmutenden Unterfangen archivieren sie fortlaufend das diesjährige Festival. Täglich transportieren sie das aufgefundene und aus den Händen von Künstler*innen wie Publikum eingesammelte Material vom SHOWCASE in Köln nach Düsseldorf ins Archiv. Was soll bleiben? Was kann weg? Gemeinsam mit den Besucher*innen der Impulse-AKADEMIE wählen sie Objekte, Momente und Vorgänge aus, notieren, sammeln und werfen weg. Wie lässt sich das Davor, Dazwischen und Danach eines Festivals erfassen? Was wird ausgewählt, was nicht, und wie lässt sich diese Auswahl begründen?

LÖCHER IM ARCHIV (Hochschule für Bildende Künste Dresden)

Diana Berndt, Wiebke Breitenfeld, Sophia Haller, Antonia Krull, Andrea Künemund, Myriam Müller, Claudine Walter, Lea Weinert, Hans Werner, Hanna Zeyer (Studierende des Studiengangs Bühnen- und Kostümbild)
Leitung: Kattrin Michel und Stefanie Wenner

In Archiven wird gesammelt, was gemäß der gegenwärtigen kulturellen Ordnung als aufbewahrenswert erscheint. Damit verkörpern Archive einen unauflöslichen Bund von Gesetz und Gedächtnis. Wie könnte dann ein Archiv des Freien Theaters beschaffen sein? Kann es so etwas wie ein „Archiv des Flüchtigen“ überhaupt geben? Die Studierenden haben zu historischen und zeitgenössischen Archiven und auch zum ehemaligen Archiv, in dem die AKADEMIE stattfindet, recherchiert und eine räumliche Gestaltung des Gebäudes entworfen. Die flüchtige Architektur, die dabei entsteht, verändert sich über die Dauer der AKADEMIE ständig und spiegelt so gleichzeitig die Notwendigkeit einer Ordnung und die Lust daran, diese immer wieder zu stören.

Biografien

Henning Fülle studierte Geschichte, Politik und Pädagogik in Marburg. Bis 1996 war er in der Erwachsenenbildung tätig, von 1997 bis 2001 Dramaturg auf Kampnagel in Hamburg; seither arbeitet er freischaffend sowie seit 2007 als Hochschullehrer. 2015 promovierte er an der Universität Hildesheim mit der Arbeit „Freies Theater. Die Modernisierung der deutschen Theaterlandschaft (1960–2010)“. Seit 2014 arbeitet er am Projekt „Archiv des Freien Theaters“ und ist mit Christine Henniger und Wolfgang Schneider Herausgeber der Publikation „Performing the Archive. Studie zur Entwicklung eines Archivs des Freien Theaters“. Derzeit forscht er über das Schicksal der Impulse künstlerischer Modernisierung in der Theaterlandschaft der DDR.

Marlin de Haan ist Regisseurin und Bildhauerin und inszeniert Theaterstücke, Performances und Filme, entwirft Bühnenräume, realisiert Ausstellungen und Interaktionen im öffentlichen Raum, auf Bühnen und im Kunstraum. Ihre Arbeiten wurden u. a. am FFT Düsseldorf, am Schauspielhaus Bochum, im theaterimballsaal Bonn und bei Bomontiada Alt in Istanbul gezeigt, mit Preisen und Stipendien ausgezeichnet (u. a. Förderpreis der Stadt Düsseldorf, Artist-in-Residence-Programm der Kunststiftung NRW), zu diversen Festivals wie Favoriten, Freischwimmer und WildWest eingeladen und u. a. auf der Manifesta 9 in Genk/Belgien, in der Kunsthalle Düsseldorf und im Kunstverein Schwerte ausgestellt.

Valeska Klug studierte Theaterwissenschaft, Medienwissenschaft sowie Europäische Kultur und Wirtschaft in Bochum und Dunkerque (Frankreich). Sie unterrichtet regelmäßig als Lehrbeauftragte an der Ruhr-Universität Bochum und wirft gemeinsam mit den Theaterwissenschaftsstudierenden einen Blick auf drei Jahrzehnte Impulse. Auch außerhalb des Seminars verschlägt es sie in Archive, wo sie für ihre Doktorarbeit zu Konzepten freier szenischer Künste und Künstler*innen recherchiert, wie sie durch kulturpolitische und Förderdiskurse seit den 1970er-Jahren hervorgebracht und vermittelt werden. Neben ihrer wissenschaftlichen Arbeit ist sie an der Realisierung installativer sowie szenischer Projekte und Festivals beteiligt.

Kattrin Michel studierte Szenografie an der Weißensee Kunsthochschule Berlin bei Volker Pfüller und Hans-Joachim Ruckhäberle. Von 1993 bis 2013 arbeitete sie als Bühnen- und Kostümbildnerin vorwiegend im französischsprachigen Raum. 2004/05 war sie Artiste Associée am Théâtre National de Bordeaux en Aquitaine. Ihre Lehrtätigkeit führte sie 2006/07 als Gastprofessorin an die Weißensee Kunsthochschule Berlin. Seit 2009 ist sie Professorin für Bühnen- und Kostümbild an der Hochschule für Bildende Künste Dresden. Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen u. a. im Kunstverein Schwerin („Distinction – Modelle des Strafvollzugs“, 2016, und „Madgermanes“, 2017).

Stefanie Wenner, seit 2015 Professorin für Angewandte Theaterwissenschaft an der Hochschule für Bildende Künste Dresden, promovierte nach ihrem Studium der Philosophie, der Soziologie, der Allgemeinen und Vergleichenden Literaturwissenschaft und der Kunstgeschichte an der Freien Universität Berlin und begann zeitgleich ihre freie dramaturgische und kuratorische Praxis, die sie u. a. von 2007 bis 2012 ans HAU Hebbel am Ufer Berlin führte. Seit 2014 betreibt sie mit Thorsten Eibeler apparatus. In den letzten Jahren war der Schwerpunkt ihrer künstlerischen Forschung die Auseinandersetzung mit Neuem Materialismus und dessen ästhetischen Konsequenzen. Über Archive hat sie mit dem Apparat Dreck und als Mitbegründerin eines Archivs des Freien Theaters bei den Impulsen 2013 nachgedacht.

Lunch Lectures & Abschlussveranstaltung

Beim gemeinsamen Mittagessen kommen die Besucher*innen mit den Künstler*innen der AKADEMIE ins Gespräch. Vor dem Hintergrund der künstlerischen Beiträge sprechen sie mit Expert*innen aus Psychologie, Archäologie, Zukunftsforschung und Kriminalistik über die (In-)Stabilität von Erinnerung, die Macht von Ein- und Ausschlussmechanismen, Wertungskriterien und die utopischen Potenziale des Archivs. Moderation: Thomas Kaestle

05.06. 12:30—14:00: Archiv & Erinnerung

Subjektive Erinnerung und ihre mündliche Überlieferung sind geprägt von Affekten und Emotionen. Die Unzulänglichkeit von Erinnerung ist Schwäche und Kraft zugleich: Fakten gehen verloren, Fiktionen werden gewonnen. Erinnern heißt (re-)konstruieren. Welche Erinnerungen sind uns zugänglich, und an was wollen wir uns erinnern? Wie wird aus einzelnen Stimmen ein kollektives Gedächtnis?

Mit: Christina Irrgang, Lucie Strecker, Beate Daber (forensisch-psychologische Sachverständige), Almut Leh (Oral-History-Forscherin, Institut für Geschichte und Biographie FernUniversität in Hagen)

06.06. 12:30—14:00: Archiv & Untergrund

In die Archive einzugehen heißt, als bedeutsam und zugehörig anerkannt zu sein. Was gelangt nicht ins Archiv? Der Blick auf die Lücken und Leerstellen des Archivs, das und die Ausgegrenzte(n) und Marginalisierte(n), stellt dem Positiv ein Negativ gegenüber. Ein umgekehrtes Bild mit starker Aussagekraft.

Mit: Michael Annoff und Nuray Demir, Mithu Sanyal (Kulturwissenschaftlerin)

07.06. 12:30—14:00: Archiv & Abfall

Die vollständige Archivierung der Welt ist Utopie und Albtraum zugleich. Archivieren heißt auswählen. Was aber geschieht, wenn das Archiv Objekte aufnimmt, die die Mehrheit als Müll ansieht? Werte werden infrage gestellt, kommen durcheinander, neue Werte entstehen.

Mit: Marlin de Haan & Studierenden des Master-Studiengangs Szenische Forschung der Ruhr-Universität Bochum, Wolfgang Stöcker (Kunsthistoriker, Gründer des Internationalen Staubarchivs)

08.06. 12:30—14:00: Archiv & Utopie

Jedes Archiv enthält auch eine mögliche Zukunft. Aber welche Geschichten wollen wir überhaupt fortschreiben? Was wird morgen wichtig sein? Welche Dokumente können in der Zukunft überhaupt gelesen und gedeutet werden? Ein Gespräch über Kulturtechniken, Technologien und Utopien.

Mit: Till Müller-Klug und Nina Tecklenburg (Interrobang), David Weigend (Zukunftsforscher, Futurium), Gerd-Christian Weniger (Archäologe, ehemaliger Leiter des Neanderthal Museums)

09.06. 18:00: Was bleibt? – Plädoyer für freie Archive

Eine Kooperation von NRW Landesbüro Freie Darstellende Künste, Bundesverband Freie Darstellende Künste und Initiative für die Archive des Freien Theaters e.V.

Am letzten Abend begeben wir uns auf einen interaktiven Rundgang durchs Archiv entlang aller künstlerischen Beiträge. Dabei diskutieren die Künstler*innen mit Expert*innen aus Wissenschaft und Kulturpolitik über Archivierungsstrategien sowie über die kultur- und gesellschaftspolitische Relevanz eines Archivs der Freien Darstellenden Künste. Wie lässt sich ein solches Projekt zukünftig weiterdenken? Zum Abschluss überreichen die Künstler*innen die Arbeiten der letzten Tage an das Archiv des Festivals und geben so jeweils individuelle Antworten auf die Frage: „Was bleibt?“

Mit: allen Künstler*innen der AKADEMIE sowie Jürgen Bacia (Archiv für alternatives Schrifttum), Frank M. Bischoff (Landesarchiv Nordrhein-Westfalen), Christian Esch (NRW KULTURsekretariat), Susanne Foellmer (Coventry University), Hildegard Kaluza und Bettina Milz (Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen), Wolfgang Schneider (Initiative für die Archive des Freien Theaters e.V.), Eva-Maria Seng (Professorin für Materielles und Immaterielles Kulturerbe, Universität Paderborn) Moderation: Christine Henninger (Internationales Theater Institut) und Harald Redmer (NRW Landesbüro Freie Darstellende Künste)

Biografien

Michael Annoff ist Kulturanthropologe und Kulturarbeiter. Er war als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Aufbau der Graduiertenschule für die Künste und die Wissenschaften der Universität der Künste Berlin beteiligt. Dort lehrt er ebenfalls im Studium Generale. Seit 2016 arbeitet er an der Fachhochschule Potsdam im Lehrgebiet Kultur und Vermittlung. Er interessiert sich vor allem für kollaborative Forschungsprozesse in den Grenzbereichen von performativen Künsten, empirischen Kulturwissenschaften und Aktivismus. Daneben engagiert er sich für Antidiskriminierung und Diversitätsentwicklung in Kulturinstitutionen und (Kunst-)Hochschulen. Seit 2018 ist er ein Teil von „Kein schöner Archiv“.

Jürgen Bacia studierte politische Wissenschaft am Otto-Suhr-Institut der Freien Universität Berlin und promovierte dort beim Friedensforscher Theodor Ebert. 1985 war er Mitbegründer des Archivs für alternatives Schrifttum, dessen Leiter er seit 1986 ist. Seit 2003 arbeitet er auch für die Archive von unten. Seit 2008 ist er Leiter des Verbands deutscher Archivarinnen und Archivare und Mitbegründer des Arbeitskreises „Überlieferungen der Neuen Sozialen Bewegungen“. Von diesem stammt das 2016 veröffentlichte Positionspapier „Zur Zukunft der Archive von Protest-, Freiheits- und Emanzipationsbewegungen“.

Frank M. Bischoff studierte Geschichte, Evangelische Theologie und Erziehungswissenschaften an den Universitäten Mainz und Marburg. Promotion 1993. Nach Stationen im Staatsarchiv Detmold, in der Archivschule Marburg und im Staatsarchiv Münster arbeitet er seit 2009 für das Landesarchiv Nordrhein-Westfalen, dessen Präsident er seit 2013 ist. Er ist Vorsitzender der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde, Mitglied der Historischen Kommission für Hessen und korrespondierendes Mitglied der Historischen Kommission für Westfalen.

Beate Daber studierte Germanistik und Philosophie an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und Psychologie an der Universität zu Köln. Seit 1991 ist sie für Gerichte und Staatsanwaltschaften als forensisch-psychologische Sachverständige u. a. mit der Glaubhaftigkeitsbegutachtung von Angeklagten beschäftigt. Sie ist Gründungsmitglied der Gesellschaft PsychFor und Mitglied des Organisationsteams des AK Psychologie im Strafverfahren. Daneben arbeitet sie als Supervisorin sowie in der Aus- und Weiterbildung für verschiedene Berufsgruppen. Sie ist Lehrbeauftragte für Sozial- und Rechtspsychologie am Institut für Psychologie der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn und am Institut für Klinische Psychologie der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf.

Nuray Demir ist Künstlerin und Kuratorin im Bereich der bildenden und darstellenden Künste. Ihre Praxis ist von einem forscherischen und radikal transdisziplinären Ansatz gekennzeichnet. Für ihre Projekte arbeitet sie kollaborativ mit Personen aus unterschiedlichen Bereichen, mit denen sie temporäre Ensembles bildet. Sie realisierte Projekte an verschiedenen Institutionen, darunter Kampnagel in Hamburg, Sophiensæle in Berlin, HAU Hebbel am Ufer in Berlin und Wiener Festwochen. Derzeit gehört sie zum künstlerischen Leitungsteam von District* Schule ohne Zentrum in Berlin. Seit 2018 ist sie ein Teil von „Kein schöner Archiv“.

Marlin de Haan ist Regisseurin und Bildhauerin und inszeniert Theaterstücke, Performances und Filme, entwirft Bühnenräume, realisiert Ausstellungen und Interaktionen im öffentlichen Raum, auf Bühnen und im Kunstraum. Ihre Arbeiten wurden u. a. am FFT Düsseldorf, am Schauspielhaus Bochum, im theaterimballsaal Bonn und bei Bomontiada Alt in Istanbul gezeigt, mit Preisen und Stipendien ausgezeichnet (u. a. Förderpreis der Stadt Düsseldorf, Artist-in-Residence-Programm der Kunststiftung NRW), zu diversen Festivals wie Favoriten, Freischwimmer und WildWest eingeladen und u. a. auf der Manifesta 9 in Genk/Belgien, in der Kunsthalle Düsseldorf und im Kunstverein Schwerte ausgestellt.

Christian Esch ist Direktor des NRW KULTURsekretariats. Er studierte Musikwissenschaft, Germanistik und Philosophie und promovierte zur Oper. Viele Jahre publizierte er Rezensionen und Aufsätze in Tageszeitungen, Rundfunk und Fachpresse. Er war als Musiktheater- und Schauspieldramaturg u. a. in Frankfurt, Innsbruck und München sowie als Produzent und Redakteur beim Hessischen Rundfunk tätig. Neben Lehraufträgen an Hochschulen und vielfältigen (Buch-)Veröffentlichungen zu Kunst und Kultur ist er Mitglied im Musikbeirat des Goethe-Instituts und in anderen Jurys. Er berät die Stadt Duisburg bei der Kulturentwicklungsplanung und ist Träger des Grimme Online Award.

Susanne Foellmer ist Associate Professor in Dance, Coventry University, Centre for Dance Research. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Zeitgenössischer Tanz und Performance sowie die Weimarer Zeit, Tanz und Medialität, Politizität und Historizität darstellender Künste. Von 2014-2018 leitete sie das DFG-Projekt „ÜberReste. Strategien des Bleibens in den darstellenden Künsten“. Publikationen u.a.: Performing Arts in Transition. Moving Between Media (Hg., mit M. K. Schmidt, C. Schmitz), Abingdon: Routledge, 2019; On Leftovers (Hg., mit R. Gough), Performance Research 22(8) 2017; „Das Archiv als situative Anordnung.“ In: P. Bexte, V. Bührer, S. Lauke, (Hg.), An den Grenzen der Archive. Berlin: Kadmos, 2016.

Christine Henninger studierte Philosophie und Linguistik an der HU Berlin. Seit 2018 leitet sie die Mediathek für Tanz und Theater am Internationalen Theaterinstitut Deutschland. Koordination und Organisation diverser Digitalisierungsprojekte, u. a. „Nonverbales Theater in Ost-Berlin“ (2019), „Biomechanik Meyerholds“ (2018), „Digitales Archiv Theater der Welt“ (2018), sowie von Forschungs- und Archivprojekten, u. a. „PASSAGE 23°E. Theater und Theatralität vom Baltikum bis zur Ägäis“ (2016/18). Sie engagiert sich in der Initiative für die Archive des Freien Theaters und ist mit Wolfgang Schneider und Henning Fülle Herausgeberin von „Performing the Archive. Studie zur Entwicklung eines Archivs des Freien Theaters“

Interrobang sind Nina Tecklenburg, Till Müller-Klug, Lajos Talamonti und Gäste — z. B. der Komponist, Texter, Produzent, Performer und Singer-Songwriter Friedrich Greiling. Interrobang entwickelt neue Theaterformate zur Auseinandersetzung mit aktuellen gesellschaftlichen Phänomenen und Fragestellungen. In installativen Theaterräumen und partizipativen Spielsettings kann das Publikum neue szenische Kommunikationsmodelle erleben, testen und reflektieren. Das Spiel mit theatraler Gemeinschaft wird so zum Spiel mit gegenwärtigen und möglichen zukünftigen Gesellschaftsformen und Wertesystemen. Interrobang spielt auf deutschsprachigen Bühnen und internationalen Festivals (Heidelberger Stückemarkt, Impulse Theater Festival, Festival Akcent Prag u. a.).

Christina Irrgang ist Wissenschaftlerin, freie Autorin und Musikerin der Band BAR (Band am Rhein), sie lebt und arbeitet in Wuppertal und Düsseldorf. 2018 hat sie an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe mit einer medienanalytischen Arbeit über den Fotografen-Unternehmer Heinrich Hoffmann promoviert, die den Blick auf politische Bildstrategien in den von Hoffmann herausgegebenen fotografischen Propaganda-Bildbänden als konstitutiven Teil der nationalsozialistischen (Bild-)Politik richtet (erscheint 2020 bei transcript). In ihrer Arbeit als Autorin legt sie mit der Entwicklung konzeptueller Interviewformate einen Schwerpunkt auf Techniken der Gesprächsführung.

Thomas Kaestle legt als Kulturwissenschaftler Wert auf interdisziplinäre Zusammenhänge. Er ist Mitglied des Expert*innenbeirats für Kunst im öffentlichen Raum Hannover und der Theaterjury des Bremer Kultursenators. Als Kunstvermittler betreut er für das Kulturbüro Hannover das Programm „Kunst umgehen“. Er lehrte in Dortmund, Hildesheim und Kassel in den Fachbereichen Design, Kulturwissenschaften sowie Architektur und Planung. Thomas Kaestle ist Autor wissenschaftlicher, essayistischer und journalistischer Texte zu Kultur, Stadt und Kulturpolitik, schreibt hin und wieder für die VolkswagenStiftung über Wissenschaft und verfasste das aktuelle Jahrbuch des Bundesverbands Freie Darstellende Künste.

Hildegard Kaluza ist seit 2015 Abteilungsleiterin für Kultur im Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen. Zuvor leitete sie viele Jahre verschiedene Themenfelder innerhalb der Landesregierung NRW und der Landesverwaltung Bremen, z. B. Familie, Bürgerschaftliches Engagement oder Arbeitsmarktpolitik. Dazwischen lag eine berufliche Etappe als Freiberuflerin und als Leitungskraft in der Stahlindustrie. Vor dem Hintergrund ihres wirtschaftswissenschaftlichen Studiums haben Hildegard Kaluza während ihres gesamten Berufslebens vor allem soziale, gesellschaftspolitische und kulturpolitische Fragestellungen interessiert

Almut Leh ist Historikerin und seit 1994 Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Geschichte und Biographie der FernUniversität in Hagen. Dort leitet sie das Archiv „Deutsches Gedächtnis“, das sich auf historische Biographieforschung (Oral History) als Arbeits- und Forschungsgebiet konzentriert. Sie ist Redakteurin und Herausgeberin von „BIO — Zeitschift für Biographierforschung, Oral History und Lebensverlaufsanalysen“, Mitglied des Council der International Oral History Association und Sprecherin der Forschungsgruppe „digital humanities. Forschen im digitalen Raum“ der FernUniversität in Hagen.

Bettina Milz studierte Angewandte Theaterwissenschaft in Gießen und arbeitete als Dramaturgin, Kuratorin, Dozentin und Autorin. Nach der wissenschaftlichen Arbeit bei Hans-Thies Lehmann an der Universität Frankfurt, Dramaturgien und künstlerischen Projektleitungen war sie von 1999 bis 2003 Produktionsleiterin, Dramaturgin und Geschäftsführerin der Jungen Oper der Staatsoper Stuttgart. Sie war künstlerische Projektleiterin der Tanzplattform Deutschland 2006 und des Festivals FAVORITEN 2008. Von 2008 bis 2013 kuratierte sie das Internationale Sommerlabor / TANZLABOR_21 am Mousonturm Frankfurt. Seit 2009 leitet Bettina Milz das Referat für Theater und Tanz im Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen.

Harald Redmer blickt auf rund 30 Jahre als freischaffender professioneller Schauspieler, Regisseur und Produzent zurück. Seit 2013 ist er Geschäftsführer des NRW Landesbüros Freie Darstellende Künste in Dortmund und leitender Geschäftsführer des ältesten deutschsprachigen freien Festivals Favoriten. Ferner vertritt er die Interessen der Szene als Vorstandsmitglied im Bundesverband Freie Darstellende Künste in Berlin, im Kulturrat NRW und im Regionalverband Ruhr. Er verantwortet für das Landesbüro verschiedene Förderprogramme für die professionell arbeitende Szene, seit 2016 insbesondere auch interkulturell ausgerichtete Förderformate, und hat 2017 ein neues Qualifizierungsprogramm für die Freie Darstellende Szene initiiert.

Mithu M. Sanyal ist Autorin, Kulturwissenschaftlerin und Journalistin und beschäftigt sich mit den Themen Macht, (Post-)Kolonialismus, Rassismus, Sex und Gender. Für ihre Hörspiele und Features (meist im WDR) erhielt sie bereits dreimal den Dietrich-Oppenberg-Medienpreis der Stiftung Lesen. Bis Ende 2019 schrieb sie in der taz die Kolumne „Mithulogie“, seitdem schreibt sie regelmäßig für den SPEX-Podcast „Word Cunt“. Zuletzt erschienen ihre Monografie „Vulva“, eine Kulturgeschichte des weiblichen Genitals (2009), und die Debattengeschichte „Vergewaltigung. Aspekte eines Verbrechens“ (2016), ausgezeichnet mit dem Preis Geisteswissenschaften international. Zurzeit arbeitet sie an ihrem ersten Roman, der im Frühjahr 2021 bei Hanser erscheinen wird.

Wolfgang Schneider ist Gründungsdirektor des Instituts für Kulturpolitik der Universität Hildesheim, Mitglied des Vorstands der Initiative für die Archive des Freien Theaters e.V., Mitglied des Internationalen Theaterinstituts, Mitglied des Rats für darstellende Kunst und Tanz im Deutschen Kulturrat, Ehrenmitglied der ASSITEJ Deutschland und der Schweiz sowie Ehrenpräsident der Internationalen Vereinigung des Theaters für Kinder und Jugendliche. Seit 2017 ist er Vorsitzender des Fonds Darstellende Künste. Zahlreiche Veröffentlichungen zur Theaterpolitik, zuletzt gemeinsam mit Henning Fülle und Christine Henniger Herausgeber von „Performing the Archive. Studie zur Entwicklung eines Archivs des Freien Theaters“.

Eva-Maria Seng studierte Kunstgeschichte, Geschichte und Empirische Kulturwissenschaft / Europäische Ethnologie in Tübingen und München. 1992 Promotion an der Universität Tübingen. 2000 Habilitation an der Universität Halle-Wittenberg. Nach Forschungs- und Lehrtätigkeit in Halle und Zürich erhielt sie 2006 einen Ruf an die Universität Paderborn, wo sie den Lehrstuhl für Materielles und Immaterielles Kulturerbe innehat. Sie beschäftigt sich u. a. mit der Diskussion und Reflexion der Themenkomplexe kulturelles Erbe, Denkmalpflege, Restaurierung, Wiederaufbau, Rekonstruktion sowie Bewahren und Sammeln. 2009/10 war sie Inhaberin des Chaire Alfred Grosser an der Sciences Po, Paris.

David Weigend leitet den Bereich Bildung und Partizipation am Futurium in Berlin. Mit Partner*innen aus Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft werden dort neue interaktive Formate zur kreativen Auseinandersetzung mit der Zukunft entwickelt. Weigend ist Volkswirtschaftler, Design-Thinker und Zukunftsforscher. Als Trainer und Moderator hat er zahlreiche Innovations- und Strategieprozesse begleitet. Daneben hat er mehrere Jahre als Spieleentwickler gearbeitet. Seine Leidenschaft ist die Entwicklung neuer Lern- und Interaktionsformate. Ziel seiner Arbeit war es immer, komplexe Sachverhalte verständlich zu machen, für Zukunftsthemen zu begeistern und neue Formen der Auseinandersetzung zu ermöglichen.

Gerd-Christian Weniger studierte Ur- und Frühgeschichte, Biologie und Ethnologie in Münster und Tübingen, wo er 1981 promovierte. Nach seiner Habilitation 1990 in Köln war er Heisenberg-Stipendiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft und außerplanmäßiger Professor am Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität Köln. Von 1996 bis 2018 war er Direktor des Neanderthal Museums. Seit 2019 ist er Senior Researcher und Gastkurator. Er blickt auf eine langjährige Ausgrabungs- und Forschungstätigkeit in Deutschland, Nordamerika, Südwesteuropa und Nordafrika zurück und ist Autor und Herausgeber zahlreicher Schriften zu Steinzeitarchäologie, Kulturanthropologie und der Rolle von Museen in der modernen Gesellschaft.

Offene Mitgliederversammlung

05.06. 10:30—12:30: Initiative für die Archive des Freien Theaters e.V.

Der Verein arbeitet an der Entwicklung einer vornehmlich digitalen Plattform zur Erschließung und Verzeichnung der Archivalien der Freien Darstellenden Künste, getragen u. a. vom Bundesverband Freie Darstellende Künste (BFDK), vom Dachverband Tanz, vom NRW KULTURsekretariat und vom Internationalem Theaterinstitut (ITI). Im Rahmen der Impulse-AKADEMIE hält er seine offizielle Jahreshauptversammlung ab. Gäste sind willkommen. Um Anmeldung wird gebeten unter info[a]theaterarchiv.org. www.theaterarchiv.org