Impulse Theater Festival

Köln, Düsseldorf, Mülheim an der Ruhr

4.–14. Juni 2020

ABOLIREA FAMILIEI / DIE ABSCHAFFUNG DER FAMILIE


Was bedeutet „Familie“ im 21. Jahrhundert? Sieben Geschichten aus der postsowjetischen Republik Moldau räumen auf mit idyllischen Klischees, zeigen stattdessen die Realität von Armut und Unterdrückung. Eine theatrale Austreibung von Kapitalismus und Patriarchat.

studiobühneköln, Bühne
Sprache: moldauisches Rumänisch, Russisch, Romani mit deutschen und englischen Übertiteln

© Dorothea Tuch
© Dorothea Tuch
© Dorothea Tuch

Anfang der 1990er-Jahre erklärt die Republik Moldau ihre Unabhängigkeit von der Sowjetunion. Doch dem neu geschaffenen Staat gelingt es nicht, für das Wohl seiner Bürger*innen zu sorgen. Viele verlassen ihre Heimat, um im Ausland zu arbeiten. Eltern müssen ihre Kinder zurücklassen, Paare entfremden sich, Familien fallen auseinander. Die Regierung bietet keine Hilfe an und setzt unbeirrt ihre christlich geprägte Rhetorik von der traditionellen Familie als höchstem Gut fort. ABOLIREA FAMILIEI räumt auf mit idyllischen Vorstellungen von Sorge, Liebe und Unterstützung. Die Darsteller*innen erzählen andere Familiengeschichten. Sie erzählen von an- und abwesenden Müttern und Vätern, von entrechteten Frauen, von Krankheit und Tod, von häuslicher Gewalt und von einem entbehrungsreichen Leben, aber auch von Familien jenseits der, die aus einem verheirateten heterosexuellen Paar entsteht, und von der gelungenen Flucht aus Diskriminierung und Armut.

Und immer wieder erklingt eine kollektive Stimme, finden die Darsteller*innen sich zu einem Chor zusammen, der eine andere Zukunft heraufbeschwört. Kämpferisch verfluchen sie Monogamie, Patriarchat, den Staat, Privateigentum und Kapitalismus. Als moderne Hexen, als Kinder, Eltern und Geschwister, als solidarische Gemeinschaft.

Credits

Eine Performance von: Nicoleta Esinencu, Antosea Darca und Elena Anmeghichean, Cătălina Bucos, Doina-Romanța Dochitan, Nora Dorogan, Ciprian Marinescu, Kira Semionov, Elena Sîrbu, Doriana Talmazan, Artiom Zavadovsky
Performer*innen: Elena Anmeghichean, Cătălina Bucos, Doina-Romanța Dochitan, Nicoleta Esinencu, Elena Sîrbu, Doriana Talmazan, Artiom Zavadovsky
Lichtdesign: Ulrich Kellermann
Sounddesign: Janis Klinkhammer
Dramaturgische Beratung: Aenne Quiñones
Produktionsleitung: Anna Krauß
Technische Leitung: Annette Becker
Kontakt für Gastspielanfragen: Anna Krauß, a.krauss[a]hebbel-am-ufer.de

Produktion

Produktion: HAU Hebbel am Ufer. Koproduktion: FFT Düsseldorf, teatru-spălătorie. Gefördert im Rahmen des Bündnisses internationaler Produktionshäuser von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien und dem Goethe-Institut. Mit freundlicher Unterstützung des Neuen Berliner Kunstvereins (n.b.k.) und des Freundeskreises des HAU Hebbel am Ufer. Nicoleta Esinencu ist Gast des Berliner Künstlerprogramms des DAAD.

Biografie

Nicoleta Esinencu lebt und arbeitet als Autorin und Regisseurin in Chișinău. Nach einem Stipendium an der Akademie Schloss Solitude in Stuttgart wurde sie mit „FUCK YOU, Eu.ro.Pa!“ international bekannt und gewann den rumänischen dramAcum-Theaterpreis. 2010 war Esinencu Mitbegründerin der unabhängigen Initiative teatru-spălătorie für einen alternativen Kunstraum in Chișinău. Ihre Theaterprojekte betrachten die gesellschaftliche Realität in der Republik Moldau und die damit verbundenen Widersprüche der postsowjetischen Zeit unter einem kritischen Blickwinkel auf die gesamteuropäische Geschichte. Seit 2012 arbeitet Nicoleta Esinencu kontinuierlich mit dem HAU Berlin zusammen, 2019/20 als Gast des Berliner Künstlerprogramms des DAAD.